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Josef Stalin: Verwandler der Welt
Adolf von Thadden:

Josef Stalin

Verwandler der Welt

Wie kein zweiter hat Stalin Menschen verfolgt, ihrer Freiheit beraubt, sie ermorden lassen, ihre Arbeitskraft ausgebeutet und sie zum Hungern verurteilt, um weltweit durch Beseitigung des Privateigentums eine Gesellschaftsordnung zu errichten, die überall Freiheit und Wohlstand bringen sollte. Da das Streben nach Privateigentum zu den Konstanten des menschlichen Verhaltens gehört, ist das kommunistische Programm nur mit Gewalt durchzusetzen. Als Stalins Nachfolger glaubten, auf Gewalt und Drohung mit Gewalt verzichten zu können, um dadurch eine ernste Wirtschaftskrise der Sowjetunion zu überwinden, verloren sie ihre Herrschaft. Damit wurde ein weiteres Mal bewiesen, daß auch mit noch so großem Aufwand nicht verwirklicht werden kann, was mit der menschlichen Natur unvereinbar ist.

Adolf v. Thadden zeichnet in seiner Stalin-Biographie den Lebensweg und das Handeln jenes Mannes nach, der die marxistische Utopie in die Praxis umsetzen wollte und dabei ein ungewöhnliches Maß an Brutalität und Machtstreben, Rücksichtslosigkeit und Menschenverachtung an den Tag legte.

Geboren 1878 als Josef Dschugaschwili, Sohn eines georgischen Schusters, verschrieb sich Stalin während seiner Ausbildung an einem Priesterseminar den revolutionären Bestrebungen in Rußland. Er hat an den marxistischen Zielen sein Leben lang festgehalten und sie auch in zahlreichen Veröffentlichungen begründet und verteidigt. Nach Jahren der revolutionären Betätigung begann für ihn mit der bolschewistischen Machtergreifung jene Funktionärskarriere, die ihn zum Generalsekretär der kommunistischen Partei und nach Lenins Tod zum unumschränkten Herrscher in ihrem Machtbereich werden ließ.

Dabei erzog er seine Partei zu der Überzeugung, daß beim Festhalten am Endziel alle Mittel und taktischen Wendungen zu dessen Durchsetzung erlaubt seien. Er unterdrückte Privatinitiativen, Kirchen und Nationalempfinden, um diese im "Großen Vaterländischen Krieg" gegen Deutschland wieder zu aktivieren und nach Kriegsschluß erneut zu bekämpfen.

Ganz verschieden waren auch die Methoden, mit denen Stalin eine Ausbreitung des kommunistischen Einflusses in anderen Ländern anstrebte. Als er die Erfolglosigkeit dieser Bemühungen einsah, verkündete er den "Aufbau des Kommunismus in einem Land", der Sowjetunion, und die Absicht, mit ihrer militärischen Stärke eines Tages Konflikte zwischen anderen Ländern zur Machtausweitung zu benutzen. Entsprechend kam es zu jenen "Sozialistischen Okkupationen", die Ost- und Mitteleuropa bei Ende des Zweiten Weltkrieges eine volksdemokratische Ordnung als Vorstufe zum Kommunismus bescherten. Als der Koreakrieg die Gefahr eines Atomkrieges und damit die Vernichtung der Sowjetunion deutlich machte, verkündete Stalin, kurz vor seinem Tod, eine neue Taktik. Das war die Geburtsstunde der "friedlichen Koexistenz", die von Stalins Nachfolgern gleichfalls betrieben wurde und nicht wenige Politiker in den westlichen Ländern zu der Überzeugung brachte, der Kommunismus habe seinen revolutionären Charakter verloren.

Ständige Friedensbekundungen begleiteten die von Stalin eingeleitete wirtschaftliche Zusammenarbeit mit den westlichen Ländern, die außerordentlich zur Industrialisierung der Sowjetunion und damit zu ihrer militärischen Stärke beitrug. Die zeitweilig bekundete Ablehnung aller sogenannten kapitalistischen Staaten wurde nach der nationalsozialistischen Machtergreifung in Deutschland zugunsten einer Politik aufgegeben, die die Zusammenarbeit mit deutschfeindlichen Regierungen suchte und das Dritte Reich isolieren sollte. Entsprechend bemühten sich in dieser Zeit kommunistische Parteien darum, mit allen möglichen Gruppen eine "Volksfront" gegen den "Faschismus" zustande zu bringen. Als Stalin 1939 einen Nichtangriffsvertrag mit Deutschland abschloß, wurden die bis dahin von ihm umworbenen westlichen Regierungen zu Kriegstreibern erklärt und die kommunistischen Parteien zu ihrer Bekämpfung angehalten, was sich schlagartig mit Beginn des Ostfeldzuges wieder änderte. Die Friedensstörer von gestern kamen nun als Bündnispartner der Sowjetunion in Betracht.

Besonderes Interesse dürfte die in diesem Buch ausführlich beschriebene Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges finden. Stalin wünschte sich einen Krieg zwischen den anderen europäischen Staaten und hielt deshalb durch den Nichtangriffsvertrag vom 23. August 1939 Deutschland den Rücken für einen Krieg gegen Polen frei, dem erwartungsgemäß englische und französische Kriegserklärungen gegen das Dritte Reich folgten. Nach einem längeren Ermattungskrieg sollte dann die Rote Armee eingreifen und ganz Europa erobern. Zwar wurden der Polen- und der Frankreichfeldzug schnell beendet, trotzdem fühlte sich Stalin stark genug, einen deutsch-sowjetischen Krieg zu provozieren und in dessen Verlauf seine territorialen Ziele durchzusetzen. Diese Rechnung ging jedoch nicht auf. Stalins Truppen wurden weit zurückgeworfen, die Sowjetunion konnte sich nur mit Hilfe der Westmächte mühsam behaupten.

Diese Stalin-Biographie beschreibt alle wesentlichen Aspekte der Innen- und Außenpolitik Stalins und trägt dadurch wesentlich zum Verständnis der europäischen Geschichte im 20. Jahrhundert, insbesondere auch der Entwicklung Deutschlands, bei. Das gut gegliederte, umfangreich dokumentierte und leicht lesbare Werk sollte deshalb besondere Aufmerksamkeit in einer Zeit finden, in dem mit dem Zusammenbruch des Kommunismus Voraussetzungen für eine neue Politik geschaffen werden, die ohne historische Kenntnisse nicht gestaltet werden kann.

(Klappentext.)

(232 S., 17 x 25 cm, gebunden [Buchleinen m. Goldprägung] mit zahlreichen s/w-Fotos)