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Titos Kriegsgefangene
Roland Kaltenegger:

Titos Kriegsgefangene

Folterlager, Hungermärsche
und Schauprozesse

In keinem anderen Land wurde das Kriegsende so blutig geschrieben wie im neu erstandenen Staate Titos. Seine Partisanen ermordeten nicht nur fast 80% der im Land verbliebenen Volksdeutschen und einige hunderttausend slowenische, kroatische, bosnische, albanische und serbische Regimegegner, auch Zehntausende Kriegsgefangene fielen Massenerschießungen zum Opfer. Andere starben auf sogenannten "Sühnemärschen" oder unter unmenschlichen Bedingungen in den Lagerkomplexen, die auf eine gezielte Dezimierung der dort internierten Menschen abzielten.

Von den rund 194.000 Soldaten der Wehrmacht, die zum Teil noch kurz vor Kriegsende in jugoslawische Gefangenschaft gerieten, kam die Hälfte ums Leben, teils massakriert unter bestialischen Umständen, teils auf endlosen Todesmärschen systematisch dezimiert. Die Überlebenden wurden entweder deportiert, oder man machte ihnen in öffentlichen Schauverhandlungen den Prozeß.

Roland Kaltenegger, der sich schon in seinem Buch Operationszone Adriatisches Küstenland eingehend mit dem Kriegsende im Südosten beschäftigt hat, widmet sich in diesem Band vor allem dem Nachkriegsschicksal jener Deutschen, die als Wehrmachtsangehörige oder Zivilisten in die Hände der Titopartisanen fielen. Was er an Augenzeugenberichten und Dokumenten zusammenträgt, ist derart schauerlich, daß es manchmal schwer ist, weiterzulesen. Die Massengräber in den Karsthöhlen auf Rab und Krk, in denen Tausende deutscher Gefangener lebend eingemauert wurden, die Todeslager von Werschetz und Sremska Mitrovica - Kaltenegger dokumentiert das Grauen, ordnet es ein in den größeren zeithistorischen Zusammenhang und macht deutlich, daß die Eliminierung der deutschen Minderheit in Jugoslawien von langer Hand geplantes Ziel der Sieger war.

Erstmals wird bei Kaltenegger nachgewiesen, daß es im Südosten ein "Super-Katyn" gab, gegen das sich die Liquidierung von rund 17.000 polnischen Offizieren durch Stalin wie eine Bagatelle ausnimmt. Auch die Schauprozesse gegen zahlreiche höhere deutsche Offiziere - prominentestes Opfer: der Luftwaffengeneral Alexander Löhr - werden in einem eigenen Kapitel behandelt.

Alles in allem: Ein Dokumentarwerk unerfreulicher Art, schwer erträglich, aber unumgänglich, wenn nicht in Vergessenheit geraten soll, daß auch Deutsche Opfer waren.

(Einbandtext, sowie Buchbesprechung von Nation & Europa, Sept. 2001.)

(351 S., 18 x 24.5 cm, gebunden, mit zahlreichen s/w-Fotos, Abbildungen, Faksimiles und Karten)